Verdacht auf Hypophosphatasie? Symptome, Diagnose & Was jetzt zu tun ist
Wenn du oder dein Kind häufig Knochenbrüche habt, unter Knochenschmerzen leidet oder früh Zähne verliert, könnten das Anzeichen für eine seltene Erkrankung namens Hypophosphatasie (HPP) sein. HPP ist eine genetische Störung, die die Festigkeit von Knochen und Zähnen beeinträchtigt. Je nach Alter reichen die Symptome von leichten Zahnproblemen bis hin zu ernsthaften Knochenkomplikationen.
Was ist Hypophosphatasie?
Hypophosphatasie ist eine seltene Stoffwechselstörung mit genetischem Ursprung. Sie entsteht durch einen angeborenen Fehler im Stoffwechsel. Eine Mutation im ALPL-Gen führt dazu, dass das Enzym „gewebeunspezifische alkalische Phosphatase“ (TNSALP) seine Funktion nicht mehr oder nur noch eingeschränkt erfüllt. Ohne dieses Enzym kann die Mineralisierung von Knochen und Zähnen nicht richtig ablaufen, da TNSALP dabei eine zentrale Rolle spielt.
Je nachdem, wann die ersten Symptome auftreten, unterscheidet man verschiedene Formen der HPP: perinatale, infantile, kindliche, adulte, odontohypophosphatasie sowie eine milde pränatale Form.
Wie viele sind betroffen?
Die schwere Form dieser Erkrankung tritt in Europa etwa einmal bei 300.000 Geburten auf. Die mildere Form betrifft rund 1 von 6.000 Menschen.
Symptome der Hypophosphatasie
Die Symptome hängen vom Alter ab, in dem sie erstmals auftreten, also von der jeweiligen Form der Erkrankung.
- Die infantile Form ist mit Rachitis verbunden (weiche, schwache Knochen, die Schmerzen verursachen oder zu O-Beinen führen). Diese Form entwickelt sich in den ersten Lebensmonaten und Lebensjahren.
- Die kindliche Form zeigt sich durch eine geringe Knochendichte, was zu häufigen pathologischen Knochenbrüchen führt.. Zusätzlich kämpfen betroffene Kinder mit Rachitis, die das Wachstum beeinträchtigt und das Laufenlernen verzögert. Auch Gelenkschmerzen und Gelenkschwellungen können auftreten.
- Erwachsene mit Hypophosphatasie verlieren früh bleibende Zähne und erleiden häufig Brüche der unteren Gliedmaßen, vor allem im Bereich des Mittelfußes. Diese führen zu Schmerzen und Schwäche.
- Odontohypophosphatasia ist mit einem frühzeitigen Durchbruch der Milchzähne und fortgeschrittener Karies verbunden. Dies ist eine der mildesten Formen der HPP-Erkrankung.
Wie wird HPP diagnostiziert?
Ein wesentlicher Bestandteil der Diagnose umfasst sowohl Laboruntersuchungen als auch molekulargenetische Tests. Dabei fällt eine verringerte Aktivität der alkalischen Phosphatase im Blutplasma auf, oft begleitet von einem erhöhten Phosphoethanolamin-(PEA)-Spiegel im Urin. Diese Werte allein reichen jedoch nicht aus, um eine Hypophosphatasie sicher zu bestätigen.
Häufig ist eine differentialdiagnostische Abklärung notwendig, um andere Erkrankungen wie Osteogenesis imperfecta oder hypophosphatämische Rachitis auszuschließen. Ein niedriger Wert der alkalischen Phosphatase kann auch durch bestimmte Medikamente verursacht werden, zum Beispiel Glukokortikoide oder eine Vitamin-D-Überdosierung.
Es gilt: Je niedriger die Aktivität der alkalischen Phosphatase, desto schwerer ist in der Regel der Verlauf der Erkrankung. Bei der perinatalen Form wird zusätzlich eine Ultraschalluntersuchung zur Diagnose eingesetzt. Auch Röntgenaufnahmen können pathologische Knochenbrüche sichtbar machen.
Prognose und Ausblick
Bei der adulten Hypophosphatasie und der Odontohypophosphatasie, bei denen vor allem Zahnprobleme im Vordergrund stehen, ist die Lebenserwartung in der Regel nicht beeinträchtigt. Anders bei der neugeborenen Form, die mit schweren Atemproblemen einhergeht. Hier ist die Sterblichkeitsrate hoch – etwa 50 Prozent der betroffenen Kinder sterben an den damit verbundenen Komplikationen. Die perinatale Form ist die schwerste Ausprägung der Erkrankung und verläuft fast immer tödlich. In der Regel tritt der Tod innerhalb weniger Tage bis zu einigen Wochen nach der Geburt ein.
Wie kann HPP behandelt werden?
Säuglinge und Kinder mit schweren Formen der Hypophosphatasie (HPP) benötigen eine gezielte medizinische Betreuung, um Symptome zu lindern und Komplikationen vorzubeugen. Zu den möglichen Behandlungsansätzen gehören:
- Frühes Monitoring, um neurologische Komplikationen möglichst frühzeitig zu erkennen
- Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Naproxen zur Schmerzlinderung und zur Reduktion schmerzhafter Knochenmarksschwellungen
- Chirurgische Maßnahmen wie die Stabilisierung häufiger Knochenbrüche durch Marknägel oder Markstäbe (intramedulläre Fixation)
- Sprunggelenkorthesen für Kinder mit wiederholten Stressfrakturen, um das Gelenk zu stabilisieren und weitere Verletzungen zu vermeiden
- Kontinuierliche zahnärztliche Betreuung, um Zahnsymptome zu behandeln, die Sprachentwicklung zu fördern und die Nahrungsaufnahme zu verbessern
- Medikamentöse Behandlung bei Hyperkalzurie (erhöhte Kalziumausscheidung im Urin), zum Beispiel mit Glukokortikoiden oder Schleifendiuretika, insbesondere bei der infantilen Form
- Asfotase-alfa-Therapie: Seit 2015 ist in der EU eine Enzymersatztherapie mit Asfotase alfa für die Langzeitbehandlung von HPP mit Beginn im Kindesalter zugelassen. In klinischen Studien wurden Verbesserungen des Gelenkzustands sowie ein besseres Wachstum beobachtet.
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Das Leben mit Hypophosphatasie bringt besondere Herausforderungen mit sich. Mit der richtigen Unterstützung können Betroffene jedoch ein aktives und erfülltes Leben führen. Bei Saventic Care sind wir auf seltene Erkrankungen wie Hypophosphatasie spezialisiert und bieten Zugang zu Diagnostik und klinischen Studien.
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